Der erste Schnee des Winters 2024 fiel ungewöhnlich früh – obwohl es erst November war, hatte die Kälte plötzlich Einzug gehalten, und in höheren Lagen blieb der Schnee bereits leicht liegen. Nach einer langen Wartezeit waren endlich alle bürokratischen Hürden überwunden, und die Reise nach Deutschland stand bevor. Für den Flug am nächsten Tag reiste er von seinem Zuhause in Nordzypern zu Verwandten in Istanbul. Sorgfältig packte und wog er seinen Koffer. Die Erinnerungsstücke und Geschenke für Freunde und Bekannte brachten ihn fast an die Gepäckgrenze. Er musste schweren Herzens viele Dinge zurücklassen, die er gerne mitgenommen hätte. Doch seine Freude darüber, endlich nach Deutschland reisen zu können, ließ ihn alle Schwierigkeiten vergessen. Selbst der kaputte Koffergriff, den er bei seiner Ankunft am Flughafen Köln vorfand, konnte seine Laune nicht trüben.
Am Anfang seiner Deutschlandreise lief nicht alles wie erhofft, doch mit der Anmeldung an einem deutschen Karriereprogramm nahm alles eine positive Wendung. Innerhalb von sechs Monaten hatte er ein Visum für ein Jahr in der Hand. Sechs Monate mögen lang erscheinen, aber er bewies Geduld und Entschlossenheit.
Noch zehn Tage blieben bis zu seinem ersten Arbeitstag. Für die Übergangszeit war ein unabhängiges Zimmer organisiert worden, das auf den Fotos gemütlich aussah. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln würde er nur etwa 17 Minuten bis zu seiner Arbeitsstelle brauchen, und seine Fahrkarte würde ihm vom Arbeitgeber gestellt.
Ein Kindheitsfreund, der vor zwei Jahren als Krankenpfleger nach Deutschland gekommen war, konnte seine Ankunft kaum erwarten. Er bestand darauf, dass er früher anreist, ein paar Tage bei ihm bleibt und gemeinsam Zeit verbringt – ein Wunsch, den beide teilten.
In Köln hatte der Schnee aufgehört, doch die erste Kälte des Winters ließ die Menschen frösteln. Das Flugzeug landete pünktlich und ohne Verspätung. Nach einem herzlichen Abschied von einem deutschen Paar, mit dem er den Flug über geplaudert hatte, holte er seinen Koffer, dessen Griff nun leider beschädigt war, und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Entgegen der Warnungen empfand er die Kälte nicht als unangenehm.
Das deutsche Paar hatte ihn während des Flugs für seine sehr gute Deutschkenntnisse gelobt. Er besaß ein B2-Zertifikat, traute sich jedoch nicht, wegen des kaputten Koffergriffs eine Beschwerde einzureichen – vor allem wollte er die Menschen, die ihn am Flughafen abholten, nicht warten lassen. Der Koffer war ihm ohnehin egal – er war endlich in Deutschland angekommen.
Auf dem Weg vom Flughafen zur Unterkunft seines Kindheitsfreundes hielt er seine ersten Eindrücke von Deutschland auf seinem Handy fest. Mit diesen Bildern würde er seiner Familie in Nordzypern später vieles erzählen können.
Da die Winter in seinem Heimatland selbst mild waren, war die Kälte ein neues Gefühl für ihn – eines, das ihm gefiel. Die schneebedeckten Dächer der Häuser entlang der Straße erinnerten ihn an eine Märchenlandschaft. Es war, als begrüße Deutschland ihn mit dieser weißen Kulisse. Für ihn begann ein neuer Lebensabschnitt – eine leere Seite, die er mit schönen Erlebnissen füllen wollte.
Die Fahrt verging wie im Flug. Vor einem Wohnheim für Krankenhausmitarbeiter hielt das Auto an. Als er seinen Kindheitsfreund nach so vielen Jahren wiedersah, umarmten sie sich voller Sehnsucht. Bis zu seiner Weiterreise in die Stadt, in der er bald arbeiten würde, hatten sie eine Woche Zeit – genau zu jener Zeit, in der die festlichen Weihnachtsmärkte zum Leben erwachten.
Dem Radiologietechniker N. Zengin wünschen wir viel Glück und Erfolg in seinem Leben und seiner Karriere in Deutschland.